Grundverständnis psychischer Erkrankungen und deren Behandlung in der Psychiatrie

 

Die Psychiatrie unterscheidet sich von der allgemeinen Medizin, weil es keine klaren Diagnosen mit vorgegebenen Behandlungsschritten gibt. Psychische Erkrankungen sind nicht durch medizinische Tests (z.B. Blutbild) nachzuweisen. Es sind keine biologischen oder chemischen Veränderungen, die diese Erkrankungen auslösen. Psychische Erkrankungen sind nicht ansteckend, bzw. von Mensch zu Mensch übertragbar. Es sind Erkrankungen der Seele. Es sind Reaktionen der Seele auf äußere Einflüsse und Belastungen (z.B. Stress), sowie Gefühlen wie Liebe, Leid, Kummer und Trauer. Die Diagnosen der Psychiater sind auf Beobachtung des Verhaltens der Patienten angewiesen, damit subjektiv. Es wird heute zu viel als „psychisch krank“ bezeichnet. Man muss zwischen heilbaren und unheilbaren psychischen Erkrankungen (nach heutiger Definition) unterscheiden. Demenz gilt als psychische Erkrankung, ist aber eher eine biologische Alterserscheinung des Gehirns, die man mit Medikamenten aufhalten kann. ADS-ADHS gilt als psychische Erkrankung, die man mit Medikamenten behandeln möchte, ist aber eher als Entwicklungsprozess von Kindern zu sehen, der sich auch ohne „Behandlung“ einstellt. Auch die schwierige Phase der Pubertät ist nicht psychisch krank. Es stellt sich von selber oder durch Hilfe anderer Menschen wieder ein. Man muss genauer definieren, was eigentlich psychisch krank ist und was man überhaupt behandeln sollte und wie man behandeln sollte. Aktuell wird alles in einen Topf geworfen. Dadurch kommt es auch zu Gesetzen, die man als „Kollektivstrafen“ bezeichnen könnte. Um Demente fixieren zu dürfen, dürfen alle psychisch kranken fixiert werden. Um gefährliche Straftäter in der Forensik unter Zwang mit Medikamenten versorgen zu dürfen, dürften alle psychisch kranken Zwangsbehandelt werden. Auch Autismus gilt als psychische Erkrankung. Warum? Früher galten alle als Irre oder Geisteskranke. Geist und Seele wurden in einen Topf geworfen und damit geistige Behinderung einer Erkrankung der Seele gleichgestellt.  Als „krank“ gilt aber etwas, dass vorher nicht da war und durch medizinische Behandlung gesund werden kann. D.h. Psychosen, Schizophrenien, Depressionen, Borderline, Manien, ADS-ADHS sind im Laufe des Lebens aufgetreten und sind durch entsprechende Therapien oder auch durch Selbstheilungskräfte des Körpers (und deren Förderung) heilbar. Die Medizin muss hierbei spirituelle Methoden zulassen. Die Suche nach der Seele ist mit der Suche nach Gott vergleichbar. Wir wissen, dass es sie gibt, können sie aber weder chemisch, noch physikalisch oder biologisch nachweisen. Bei der Definition müssen wir unterscheiden zwischen: a) einer körperlichen Erkrankung mit seelischer Ursache.  Und b) einer geistigen Erkrankung mit körperlicher Ursache.  Die Medizin bekämpft häufig die körperlichen Leiden, vergisst dabei die seelische Ursache. Ein großer Fehler ist es, gleich  die Symptome mit Medikamenten zu dämpfen. Dann kann man die seelische Ursache nämlich nicht mehr erkennen. Die Folge kann eine längerfristige Erkrankung, dann Behinderung genannt, sogar bis ans Lebensende sein. Der Dauereinsatz von Psychopharmaka ist umstritten. Es führt im Durchschnitt zu einer starken Verkürzung der Lebenserwartung. Man möchte Leben retten, aber viele Patienten begehen unter Psychopharmaka oder wegen dieser Medikamente Selbstmord. Eine Zwangsmedikation macht wenig Sinn. Sie ist mit einer Fixierung verbunden. Dieser Ablauf schafft kein Vertrauen des Patienten in die Behandlung. Er wird diese abhängig machenden Präparate bei der nächsten Gelegenheit absetzen und damit in eine „Absetzpsychose“ verfallen. Durch mangelnde Aufklärung und die häufige Unverträglichkeit der Psychopharmaka schafft das System „Dauerpatienten“, „Drehtürpatienten“ und Behinderte. Viele dauerhaft erkrankte Menschen, die auch unter Dauermedikation stehen, haben einen Rechtsbetreuer und häufig Wohnbetreuung. Sie werden genötigt, Medikamente zu nehmen, sonst drohe die Obdachlosigkeit. Es macht doch keinen Sinn, gleich bei der ersten Auffälligkeit, Medikamente zu geben. Nur lässt sich mit Pillen gut verdienen. Es handelt sich jährlich um ein Milliardengeschäft. Es gibt Patienten, denen Medikamente helfen, die diese vertragen und die die Pillen gerne schlucken. Nur nehmen diese Menschen dann gegen jedes Problem eine Pille und lernen nicht, Konflikte zu lösen. Am Ende kann die Medikamentensucht stehen. Aber was müssen wir behandeln? Wen müssen wir behandeln? Müssen wir die Menschen einsperren? Müssen wir ihnen Gewalt antun? Man sagt, jeder Mensch kann in seinem Leben mal eine kleine Psychose bekommen. Diese kann aus genannten Ursachen auftreten und von selber wieder weggehen. Der Mensch besitzt Selbstheilungskräfte, auch für die Seele. Dies sollte man zunächst nutzen und fördern. Wenn man schnell Hilfe sucht oder Angehörige diese für einen suchen, kann man schlimmeres verhindern. Die Lebensumstände und die Lebensqualität müssen verändert werden. Wichtig sind Informationen und der Zugang zu ihnen, Vorsorge und Nachsorge. Nur wenn die Selbstheilungskräfte nicht mehr wirken, sind andere Behandlungsmethoden zulässig, es sei denn der Patient wünscht in einer Patientenverfügung z.B. keine Psychopharmaka. Auch das Einsperren in einer Anstalt, ohne eine Straftat begangen zu haben, ist fragwürdig, wird aber praktiziert. Medikamente gegen psychische Erkrankungen gibt es nicht. Sie dämpfen nur die sichtbaren Symptome. Man kann bei schweren Depressionen Medikamente einsetzen, aber eine Garantie, dass sie helfen, gibt es nicht. Häufige Folge der Medikamente ist eine ungesunde Gewichtszunahme mit möglicher Gefahr von Diabetes. Unser Körper reagiert bei Überlastung zu seinem eigenen Schutz mit einer seelischen Reaktion.  Dies bedeutet, es kann jeden Menschen treffen. Nur muss man nicht gleich alles in der psychiatrischen Klinik behandeln. Menschliche Reaktionen sind nicht gleich krank. Durch Folter kann man Psychosen auslösen. Aber was sind dann Fixierung und Zwangsmedikation bei Psychotikern? Warum gibt es vereinzelt Kameraüberwachung auf psychiatrischen Stationen bei Menschen mit Verfolgungswahn? Warum machen wir immer mehr Behinderte aus den seelisch Erkrankten? Lässt sich mit Betreuung gutes Geld verdienen? Psychiatrie ist ein Wirtschaftsunternehmen mit vielen Mitarbeitern und großem Gewinn geworden. Nur in dieser Dimension völlig unnötig. Wenn wir Gott nicht beweisen können, können wir unsere Seele auch nicht beweisen. Vielleicht zeigt sich Gott nicht sichtbar als Mensch, aus Angst mit  Psychopharmaka behandelt zu werden? Es ist ein Kampf zwischen Glaube und Wissenschaft, auch in unserer Gesellschaft. Letztere führt eben zu den seelischen Erkrankungen. Die deutsche Psychiatrie verstößt gegen internationale Menschenrechte, sogar gegen das eigene Grundgesetz (z.B. Artikel 1 und 2). Eine Reform des Systems ist dringend zu empfehlen.

 

Detlef Tintelott (Patientenfürsprecher im Klinikum Bremen Ost)

 

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